Grundschulpädagogik zwischen Wissenschaft und Transfer
26. Jahrestagung der Sektion Schulpädagogik, Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe
vom 27.09.2017 bis zum 29.09.2017
Hauptvorträge
Hauptvortrag I (27.09.2017, 14.30 Uhr)
‚Theorien FÜR, nicht ÜBER die Praxis’ – Anwendbarkeit’ als Kategorie der pädagogischen Theoriebildung?
Theoria cum praxi – Wissenschaft zum Nutzen und Wohle der Menschen – lautet das Motto, das Gottfried Wilhelm Leibniz als Wegbereiter unseres modernen Wissenschaftsverständnisses über sein Gesamtwerk stellte. Dass erziehungswissenschaftliches Forschungswissen und berufs-praktisches Handlungswissen auseinanderklaffen würden, und es (im Unterschied zu andern akademischen Berufen) keinen geordneten Zusammenhang zwischen dem ‚Wissen, welches die Forschung bereitstellt’ und den ‚Wissen, welches Lehrpersonen brauchen’ gebe, ist als Professionsdefizit der Pädagogik oftmals beklagt worden.
Wie lassen sich 300 Jahre nach Leibniz und 60 Jahre nach der empirischen Wende in der Erziehungswissenschaft die Bedingungen und Merkmale einer pädagogischen Theoriebildung beschreiben, welche sich dem Anspruch einer evidenzbasierten Weiterentwicklung des pädagogischen Handelns verpflichtet weiss? Im Referat soll die Frage nach Qualitäten, Bedingungen und Formen der VER-Mittlung forschungsbasierten und gleichzeitig praxisbedeutsamen Wissens unter Bezugnahme auf exemplarische Beispiele aus einer kognitionspädagogischen Perspektive beleuchtet werden.
Hauptvortrag II (28.09.2017, 12.15 Uhr)
Wie kommen Befunde der Wissenschaft in die Klassenzimmer? – Der Beitrag der Fortbildungsforschung
Mit der wachsenden Bedeutung der empirischen Bildungsforschung und der Entwicklung zunehmend anspruchsvoller Analyseverfahren steigen auch die Anforderungen, die mit dem Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Schulpraxis verbunden sind. Wie kann es gelingen, Forschungsbefunde für Lehrpersonen so aufzubereiten, dass eine nachhaltige Veränderung von Unterricht gelingt und das Lernen von Schülerinnen und Schülern befördert wird? Mögliche Antworten hierauf ergeben sich aus der Fortbildungsforschung.
Lange Zeit glich die Forschung zur Wirksamkeit von Fortbildungen einer „terra incognita“: Es war wenig darüber bekannt, ob und inwieweit Lehrerfortbildungen überhaupt Wirkungen auf die teilnehmenden Lehrpersonen, deren Unterricht und auf die Schülerinnen und Schüler beanspruchen können. Auch die für die Praxis relevante Frage, welche Merkmale und Faktoren zum Gelingen von Fortbildungen beitragen, ließ sich aufgrund der dünnen Forschungslage nur unzureichend beantworten. Dieses Bild hat sich grundlegend geändert. Vorliegende Studien attestieren Lehrerfortbildungen ein erhebliches Potential für die Weiterentwicklung von Unterricht. Allerdings zeigt sich auch, dass längst nicht alle Fortbildungen wirksam sind.
Im Vortrag werden Forschungsbefunde dargestellt, gebündelt und an Einzelstudien veranschaulicht sowie mögliche Schlussfolgerungen für die Gestaltung wirksamer Fortbildungen für Lehrkräfte abgeleitet. Insbesondere dann, wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Konzeption von Fortbildungen beteiligt sind, zeigen sich positive Effekte von Fortbildungen. Insofern läge es nahe, den Universitäten eine stärkere Rolle im Bereich der Lehrerfortbildung zuzuweisen. Dem stehen jedoch vielfache strukturelle Hindernisse entgegen.
Hauptvortrag III (29.09.2017, 12.45 Uhr)
Bergische Universität Wuppertal
Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis
Der Beitrag behandelt den Transfer von Forschungsergebnissen – also von Theorien und Befunden – in der Bildungspraxis. Nach einer Begriffsbestimmung von „Transfer“ in Abgrenzung zu verwandten Konzepten wird analysiert, warum im Bildungsbereich der Transfer schwieriger ist als in anderen gesellschaftlichen Feldern. Den Kern des Vortrages stellen Faktoren dar, die den Transfer positiv und negativ beeinflussen. Auf dieser Grundlage werden verschiedene Möglichkeiten vorgestellt und diskutiert, wie der Transfer unterstützt werden kann. Dazu gehören Möglichkeiten, wie Forschungsergebnisse praxisnäher dargestellt werden können (z.B. Reviews, Zusammenfassungen), aber auch Formen der Kooperation von Wissenschaftler/-innen und Praktiker/-innen.